Marianne Faithfull

* 29.12.1946 in London
† 30.01.2025 in London

Angelegt am 31.01.2025
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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Marianne Faithfull, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Marianne Faithfull

31.01.2025 um 12:24 Uhr von Redaktion

 

Marianne Evelyn Gabriel Faithfull, geb. 29. Dezember 1946 als Marian Evelyn Faithfull in London, England; gest. 30. Januar 2025 ebenda, war eine britische Sängerin und Schauspielerin. Berühmt wurde sie 1964 durch ihre Interpretation des Liedes As Tears Go By, wonach sie ein wichtiger Teil der britischen Musik- und Kulturszene dieser Zeit wurde „Swinging Sixties“. In die Presse geriet Faithfull auch durch ihre Beziehung mit Mick Jagger sowie langjährige Suchtprobleme. 1979 gelang ihr ein Comeback mit dem Album Broken English.


Leben

Marianne Faithfull wurde im Londoner Stadtteil Hampstead geboren. Durch ihre Mutter, Eva Hermine von Sacher-Masoch, Freiin Erisso 1912–1994, eine Großnichte des Verfassers erotischer Erzählungen Leopold von Sacher-Masoch nach dem der Begriff Masochismus benannt wurde, hatte sie auch österreich-ungarische Wurzeln. Ihr Vater, der Major Robert Glynn Faithfull 1912–1998, war ein hochangesehener Offizier der britischen Armee und Professor für Psychologie. Faithfull besuchte eine Klosterschule.

Durchbruch und Krisen

Mitte der 1960er Jahre wurde Faithfull als junge Pop-Sängerin in England, Europa und im Rahmen der „British Invasion“, also in der Zeit großer Popularität britischer Musikgruppen wie The Beatles und The Rolling Stones, auch in den USA bekannt. 1964 begann ihre Gesangskarriere mit dem Lied As Tears Go By, einer Komposition von Mick Jagger und Keith Richards von den Rolling Stones, die sie im März 1964 bei einer Feier anlässlich einer Plattenveröffentlichung der Sängerin Adrienne Poster kennengelernt hatte. Bei dieser Party überredete Andrew Loog Oldham die Musiker, einen Song für Faithfull zu schreiben. Nach dem so entstandenen As Tears Go By veröffentlichte sie eine Reihe weiterer erfolgreicher Singles, darunter This Little Bird, Summer Nights und Sister Morphine.

Am 6. Mai 1965 heiratete Faithfull den Künstler und Kunstmagnaten John Dunbar. Ihr Sohn Nicholas Dunbar wurde am 10. November 1965 geboren. 1967 verließ sie Dunbar; die Ehe wurde 1970 geschieden.

In der Boulevardpresse wurde Marianne Faithfull vor allem durch ihre Liebesbeziehung zu Mick Jagger bekannt, der angeblich den Song Wild Horses auf dem Rolling-Stones-Album Sticky Fingers 1971 für sie komponierte. Der Song Sister Morphine vom selben Album entstammt der Feder von Faithfull und Richards/Jagger und beschreibt Faithfulls Drogensucht. Im Leben des in einem Stadthaus am Cheyne Walk lebenden Paares spielte Drogenkonsum, etwa von LSD, bereits früh eine Rolle; im Februar 1967 wurden sie des unerlaubten Drogenbesitzes beschuldigt und nach einer Party in Keith Richards’ Landhaus „Redlands“ verhaftet.

Nachdem Jagger eine intime Beziehung mit dem Fotomodell Marsha Hunt begonnen hatte, machte Faithfull ihre darauffolgende eigene Affäre mit dem italienischen Fotografen Mariano Schifrino öffentlich bekannt. Heroinabhängig wurde sie 1969 nach der Trennung von Jagger, nachdem sie im Sommer 1968 durch eine Fehlgeburt die gemeinsame Tochter Corrina verloren hatte, während sie sich bei ihrer Mutter in Irland mit ihrem Sohn Nicholas aufhielt. Das Gerücht, sie sei im Juli 1971 in Paris in die mysteriösen Todesumstände von Jim Morrison verwickelt gewesen, stellte sich als falsch heraus, insbesondere die Behauptung, Faithfull sei bei Morrisons Leiche gewesen oder habe ihm sogar, quasi als „Sister Morphine“, den Goldenen Schuss gesetzt. Wie Faithfull in ihrer Autobiographie beschrieb, bezogen sie und Morrison ihr Heroin lediglich von derselben Person – darin bestand die einzige Verbindung zu seinem Tod.


Comeback und spätere Karriere

Auf dem Tiefpunkt ihrer Heroinsucht lebte Faithfull eine Weile obdachlos in London. Zudem hatte sie eine Bulimie und Selbstmordgedanken. Erst 1979 gelang ihr nach etwa einem Jahrzehnt mit der Langspielplatte Broken English ein Comeback. Nun versuchte sie, ihre künstlerische Karriere nicht nur als Musikerin, sondern auch als Theaterschauspielerin aufzubauen: Sie wirkte bei einer Londoner Aufführung der Drei Schwestern von Tschechow mit und spielte die Ophelia im Hamlet von Shakespeare. Die Single-Auskopplung The Ballad of Lucy Jordan, ein Lied, das Shel Silverstein für Dr. Hook & the Medicine Show geschrieben hatte, erreichte in Deutschland Platz fünf der Verkaufs-Charts und hielt sich insgesamt elf Wochen in den Top 10.

Von ihrer Heroinsucht befreite sie sich indes erst 1985 vollständig „I had my last shot in 1985“. In dem Filmporträt Marianne Faithfull – Der raue Glanz der Seele 2016 der Regisseurin Sandrine Bonnaire schildert Faithfull in Bezug auf ihr 1985 erschienenes Album Rich Kid Blues: „Ich war heroinabhängig, als ich diese Platte machte. Jahrelang hab ich die Platte deswegen gehasst, weil sie mich an meine Heroinabhängigkeit erinnerte. Mike Leander kam des Weges, er suchte und fand mich. Er sagte, er wollte diese Platte machen, also haben Jam Records mich für eine kurze Weile von der Straße geholt und in eine Wohnung gesteckt Wie ich arbeiten konnte? Ich habe einfach gearbeitet. Was hast du denn gedacht? Dass man nicht arbeiten kann, wenn man Drogen nimmt? Doch, man kann.“ Im selben Dokumentarfilm erklärt Faithfull bezogen auf das Jahr 1981, in dem sie, nachdem sie das Album Dangerous Acquaintances veröffentlicht hatte, ihren Lebensmittelpunkt nach New York verlegte: „Ich war illegal in den USA. Alles an mir war so, dass die Amerikaner damit nicht umgehen konnten Sie steckten mich in ein Flugzeug nach Kanada in Ketten. Bis zum heutigen Tag, wenn ich in die USA reisen wollte, müsste ich zur amerikanischen Botschaft in Paris gehen und eine schreckliche Prozedur über mich ergehen lassen. Ich benötige ein spezielles Visum. Ich bin, was man einen unerwünschten Ausländer nennt undesirable alien.“

Ein weiterer Meilenstein ihrer musikalischen Laufbahn war Strange Weather im Jahr 1987. In den 1990er Jahren arbeitete sie auch mit jungen Musikern und Bands zusammen, darunter Pulp und Metallica bei dem Song The Memory Remains. 1994 erschien ihre Interpretation von Van Morrisons Madame George als Single auch auf Van Morrisons No Prima Donna, 2004 ihr Album Before the Poison, auf dem sie u. a. mit Nick Cave und P. J. Harvey zusammenarbeitete. Im selben Jahr trat sie in 75 Vorstellungen von The Black Rider von Robert Wilson auf.

Ihr Album She Walks in Beauty, an dem sie gearbeitet hatte, als sie schwer an COVID-19 erkrankte, erschien Ende April 2021; Faithfull und ihr Umfeld kündigten an, es werde vermutlich ihr letztes sein, da sie wegen der Lungenschäden nicht mehr werde singen können.

Tätigkeit als Schauspielerin
Faithfull betätigte sich, ähnlich wie Anita Pallenberg, bereits seit Mitte der 1960er-Jahre als Schauspielerin in zumeist kleinen und von der Ästhetik des „Swinging London“ geprägten Filmen. Charles Wilp engagierte sie als Modell für seine Werbekampagne für Afri-Cola. Im Jahr 1967 war in Was kommt danach…? mit Marianne Faithfull zum allerersten Mal das Wort „fuck“ in einem Film verwendet worden. 1968 war sie Filmpartnerin von Alain Delon in Jack Cardiffs Spielfilm Nackt unter Leder, im darauffolgenden Jahr verkörperte sie in Tony Richardsons Hamlet-Verfilmung an der Seite von Anthony Hopkins die Ophelia.

Später trat sie auch als Theaterschauspielerin auf und war ab den 1990er-Jahren wieder vemehrt in Filmen zu sehen. 1994 spielte sie in Shopping mit Sadie Frost, Jason Isaacs und Jude Law. 2007 feierte Faithfull als Hauptdarstellerin des Spielfilms Irina Palm auf der Berlinale einen großen Erfolg und ging wieder auf Welttournee. Im selben Jahr nahm sie mit Patrick Wolf für sein Album The Magic Position das Duett Magpie auf. Insgesamt umfasst ihr filmisches Schaffen rund 50 Film- und Fernsehproduktionen bis zum Jahr 2023.

Späteres Leben
2004 zog Faithfull von Dublin nach Paris und wohnte dort im Quartier de la Madeleine im 8. Arrondissement.Ende der 2010er Jahre zog sie nach London, nach eigenen Angaben, um ihrem Sohn und dessen Familie näher zu sein.

Im September 2006 erkrankte Faithfull an Brustkrebs, zudem litt sie lange Zeit an Hepatitis C.Während der COVID-19-Pandemie erkrankte auch Faithfull im April 2020, in deren Verlauf sie eine Lungenentzündung bekam und wurde insgesamt 22 Tage in einem Londoner Krankenhaus behandelt. Während ihres Krankenhausaufenthalts starb ihr Freund und Produzent Hal Willner an den Folgen ebendieser Infektion. Später erklärte sie, mit den Spätfolgen ihrer Erkrankung Long COVID zu kämpfen. Sie leide unter ständiger Erschöpfung und Gedächtnisproblemen, zudem hatte sich ihr bereits vorher bestehendes Lungenemphysem verschlechtert. Sie starb im Januar 2025 im Alter von 78 Jahren.

Auszeichnungen
In einer 1999 von dem US-amerikanischen Fernsehsender VH1 zusammengestellten Liste der 100 Greatest Women of Rock & Roll wurde Faithfull auf Platz 25 geführt. Am Internationalen Frauentag 2009 wurde sie im Rahmen der Preisverleihung des Women’s World Awards mit dem World Lifetime Achievement Award ausgezeichnet, um ihre über 45-jährige Karriere als Musikerin auf der Bühne und im Film zu honorieren. Im Jahr 2011 wurden ihr die höchstmöglichen Commandeur-Ehren des französischen Ordre des Arts et des Lettres zuteil.

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