Hermann Pöllinger

Lieber Herr Pöllinger. Ich hatte Sie in den Siebzigern in Mathematik und erst jetzt von Ihrem Ableben gelesen. Ich habe mit Ihrem Fach oft auf Kriegsfuß gestanden, Sie aber als Mensch immer geschätzt. Vor allem Ihre Liebe zu Russland hat mich Ihnen menschlich näher gebracht. Jetzt bin ich selbst in die Jahre gekommen und gebe im Ruhestand u.a. Mathe als Nachhilfeunterricht. Sie werden mir immer in Erinnerung bleiben und hoffe, daß Sie Ihren Frieden gefunden haben, den Sie bei uns unreifen Schülern oft nicht erfahren haben. 

Man sollte immer wissen dass das, was man sagt, vielleicht das letzte ist, das man diesem Menschen sagt. Und ich wünschte so sehr, ich hätte das, was nun das letzte ist, nie gesagt. Es war verletzend und beleidigend. Ich war damals 16 und mathematisch nicht ansatzweise begabt. Ich war verletzt von Ihrer Kritik, weil meine Eltern mir nie Wertschätzung entgegen brachten. Und dann war ich wütend. Heute weiß ich, dass Sie Recht hatten. Und ich weiß heute, warum Sie gute Schüler so sehr schätzten, jetzt wo mich selbst die Liebe mit einem Dach verbindet. Ich wünschte, ich könnte Ihnen all das in einen Brief schreiben. Aber letzte Worte sind so endgültig. Ich wünsche Ihnen, dass Sie einen Platz an der Sonne gefunden haben. 

LK Mathematik 81